Spendenaktion für Flüchtlinge auf Lesbos

Krefelder Helfer sortierten 60.000 Teile Kleidung berichtet die Rheinische Post
Vom Regen durchnässte Zelte, fehlende Trinkwasserversorgung, keine ausreichenden Decken oder wetterfeste Kleidung zum Schutz vor Kälte: Die Menschen im Migrantenlager auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos waren gerade in den Wintermonaten dringend auf Hilfspakete angewiesen. Die Krefelder „cooldown°earth foundation“, eine Stiftung, die sich für ein besseres Klima einsetzt, initiierte jetzt ein Hilfsprojekt für die Geflüchteten auf Lesbos. Viele Krefelder unterstützen das Projekt tatkräftig mit Kleiderspenden.
Das Lager auf Lesbos wurde nach dem Brand des überfüllten Lagers Moria provisorisch errichtet. Dort leben rund 6000 Asylsuchende unter kritischen Bedingungen. Das Übergangslager ist für winterliche Temperaturen nicht ausgestattet, sodass die Menschen in zum Teil nassen Zelten hausen müssen.
Neues Stiftungsprojekt: Digitale Klimaschule
„Stiften, bevor das Klima stiften geht“: Unter diesem Motto engagiert sich die Krefelder Stiftung „cool down earth“. Wenn die Schulen wieder den regulären Unterricht beginnen, soll ein digitales Lernformat beginnen. Im Unterricht wird erlebbar gemacht, dass ein klimafreundlicher Lebensstil Spaß bringt und bereichert. Beim Klima-Quiz dürfen die Kinder ihr Smartphone nutzen und produzieren mit einem mobilen Klimakraftwerk selber Energie. www.cooldown.earth
Für die Krefelder Stiftung war das Grund zum Handeln. Neben ihrem Kernthema, dem Klimaschutz, sei auch das gesellschaftliche Klima ein wichtiges Aufgabenfeld. „Der Umgang mit Menschen aus anderen geografischen Gebieten ist uns ebenso wichtig. Da müssen wir als Stiftung unsere Solidarität zeigen“, erklärt Felix Glauner vom Vorstand. Dazu gehöre auch die Hilfe für die Geflüchteten auf Lesbos.
Die Idee für das Projekt kam vom Vorstandsmitglied Annika Kirchner. Ursprünglich sei es eine private Sammelaktion gewesen, bis das Vorhaben auch aus logistischen Gründen in die Stiftung getragen wurde. Innerhalb von vier Tagen organisierte das zehnköpfige Team der Stiftung Werbung, Lagerflächen und die Transportmöglichkeiten durch den Partner „Bingo-Systems“. Stiftungs-Gründerin Annekathrin Edelmann erinnert sich: „Es war eine besondere Energie in der Entwicklung des Spendenaufrufs. Es haben sich schnell Ehrenamtler gefunden und alles hat sich gefügt. Nach den ersten 20 Minuten der Sammelaktion waren die organisierten vier Garagen bereits voll.“
Der Vorstand sowie Helfer sortierten anschließend etwa sechzigtausend Einzelteile an gespendeter Kleidung und Spielzeug und machten sie transportfertig. „Wir sind alle Spenden einzeln durchgegangen und haben ihren Zustand geprüft. Die Kleiderspenden sowie die Spielzeuge die abgegeben wurden, waren beinahe alle in einem hochwertigen Zustand. Die Resonanz war überwältigend“, so Edelmann. Die Spendenaktion sei gerade unter den Corona-Bedingungen sehr wichtig gewesen. „Wir hatten den Eindruck, die Gemeinschaftsaktion konnte ein emotionales Defizit füllen. Eine Spenderin hat sich sogar einen Sprinter gemietet, um ihr Hilfspaket zu uns zu bringen. Und alle waren sehr rücksichtsvoll beim Einhalten der Abstandregeln“, erklärt Edelmann.
99 große Boxen gefüllt mit Kleiderspenden und Spielsachen der Krefelder Bürger kamen nun auf Lesbos an. Vor Ort wurden die Spenden vom lokalen Kooperationspartner „Becky’s Bathhouse“ an die Migrantenlager verteilt. „Auf Lesbos gibt es keine Selbstverständlichkeit. Es war uns wichtig, jemanden Vorort zu haben, der sich auskennt und kümmert“, berichtet Felix Glauner.
Neben dem lokalen Partner war auch der Krefelder Filmemacher Tobias Köhn vor Ort, um das Projekt mit seiner Kamera zu begleiten. Entstanden sind dreieinhalb Stunden Interviewmaterial mit Menschen, die auf Lesbos leben. „Listen to Lesbos“ soll der Film heißen, wenn er fertig ist und möglichst auch im EU-Parlament gezeigt werden, wünschen sich die Stifter. „Das authentische und dichte Bildmaterial gibt dem Film eine emotionale Kraft“, betont Edelmann und fügt hinzu: „Durch den Film, soll man den betroffenen Menschen zuhören, um vielleicht etwas zu ändern“.
Der Film sei auch ein Dank an die zahlreichen Spender. „Die Dokumentation des Projektes soll motivieren und zeigen, dass man auch im Kleinen Großes bewegen kann“, begründet Felix Glauner.
Ein weiteres Projekt in dieser Größe sei vorerst nicht geplant. „Durch die gewonnene Erfahrung haben wir allerdings das Selbstvertrauen, weiter auf aktuelle Themen zu reagieren, ob lokal oder überregional“, so Glauner. Das nächste große Ziel der cooldown°earth foundation sei jetzt die Umsetzung ihres Projekts für Jugendliche: eine digitale Klimaschule.